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Anatomie des Alltags: Postdramatischer Realismus bei Hirata Oriza und Okada Toshiki

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Hirata Oriza und Okada Toshiki - zwei Regisseure, deren EinflĂŒsse aus dem japanischen Gegenwartstheater nicht mehr wegzudenken sind. Der vorliegende Band versucht ĂŒber reziproke Beleuchtung von Schauspieltheorie und StĂŒckanalysen den theoretischen Kern ihrer TheaterĂ€sthetik herauszuarbeiten: die Frage, ob/wie realistisches Theater in einer zunehmend komplexen und undurchsichtigen Gesellschaft noch möglich ist. Eine kritische LektĂŒre von Hiratas Essayband "FĂŒr ein Theater der zeitgenössischen Umgangssprache" zeigt, welche historischen Voraussetzungen und welche theoretischen Entscheidungen die StĂŒcke der beiden Regisseure strukturieren. Im kontemplativen Sprechtheater, das Hirata in "Noten aus Tokyo" entwickelt, und in der Dramaturgie der NebensĂ€chlichkeiten, die Okadas FrĂŒhwerk "FĂŒnf Tage im MĂ€rz" kennzeichnet, wird die Formtradition des dramatischen Theaters - das Versprechen nach Handlung und KohĂ€renz - suspendiert, um den Ă€sthetischen Eigenheiten von Körper und Sprache gestalterischen Freiraum zu schaffen. Realistisch ist jetzt nicht mehr, was dem Theater das KostĂŒm der Wahrheit ĂŒberstreift, sondern was die Anatomie des Alltags beherrscht: die UnzugĂ€nglichkeit von Bewusstsein, die logische Unordnung der Zeichen, die "Fehlerhaftigkeit" sprachlicher Kommunikation und die UnschĂ€rfe von Sinn.