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Aus Giessen und dessen Umgebung alten Tagen

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Wenn ihr im Winter, des Abends einsam am Kamine sitzend, wĂ€hrend euch der Frost EisblĂŒten an die Fensterscheiben malt, eines eurer LieblingsbĂŒcher aufschlagt, so findet ihr wohl zuweilen eine verblichene Blume oder ein dĂŒrres Laub, wie alte Gefangene, zwischen den BlĂ€ttern. Ihr hattet sie vielleicht lĂ€ngst vergessen, und nun, da ihr sie plötzlich wiedersehet und aus ihrer Haft erlöset, dĂŒnkt euch: sie sprĂ€chen ganz leise und doch so bekannt zu euch. Da wird das zarte GeĂ€der des Laubes zu Hieroglyphen eurer eigenen Vergangenheit, und ihr leset so manchen schönen Augenblick, den ihr mit frischen Sinnen genossen habet, als die Blume noch in der Muttererde wurzelte, als das Laub noch saftig am Zweige hing, der sich gastlich ĂŒber euch wölbte.