Der Canossagang Heinrichs IV. im Winter 1076/77 gehört zu den geschichtlichen Ereignissen des Mittelalters, die im kollektiven GedĂ€chtnis fest verankert sind. Das groĂe Interesse an diesem Thema entspricht durchaus der historischen Bedeutung der VorgĂ€nge um "Canossa", mit denen die Grundlagen fĂŒr die Trennung von "Kirche" (sacerdotium) und "Reich" (regnum) geschaffen wurden.
Der frĂŒhere Einheitskosmos von weltlicher und kirchlicher SphĂ€re, in den die Gesellschaft bis dahin eingebettet war, begann sich aufzulösen. "Moralische Eliten" setzten mit gewaltiger Energie neue WertemaĂstĂ€be durch, von denen Recht und Wissenschaft, Theologie und Kirche, Gesellschaft und Politik der Zukunft geprĂ€gt wurden.
Vor diesem Hintergrund erscheint "Canossa" manchen Historikern als tiefer greifende Wende in unserer Geschichte als die Französische Revolution.