Vom Chaos in uns
Sdravka Evstatieva hat Lyudmila Androvskas Buch "Chaos" aus dem Bulgarischen übersetzt - ein ganz wunderbares Kleinod über den Schmerz des Lebens, das unter die Haut geht. Eine Metapher für den ewigen Kreislauf der Dinge auf der Bühne eines kleinen Dorfes am Meer.
Die Lebensbedingungen am Meer sind karg, die Hütten klein, die Welt ums Dorf herum ist längst aufgebrochen, nur hier steht die Zeit. Die Idylle und die Beschaulichkeit täuschen. Allen Traditionen zum Trotz nistet sich das Chaos der Welt ein und breitet sich aus. Die Menschen suchen, verzweifeln, schweigen und folgen dabei doch nur ihrer Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Allein das sorgt für Mord.
Auch Wanda, die Dorf-Hebamme, führt ein kleines und schweres Leben, strickt an ihrer ewigen schwarzen Hebammen-Jacke, wie es die Tradition vorschreibt. Sie ist am dichtesten dran an Leben und Tod und begreift schließlich, wie das Chaos in den Seelen unausweichlich Schrecken produziert. Allein das Meer bleibt, was es immer war.