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Das Dominikanerkloster St. Maria-Magdalena in Schleswig

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Durch Armut reich

Auch und gerade alte HĂ€user haben ihre Geschichte(n) und hinterlassen nachhaltige Spuren in der Stadthistorie. Das gilt nicht nur fĂŒr die GebĂ€ude, die die Jahrhunderte ĂŒberdauert haben, sondern in einem hohen Maße auch fĂŒr die im Stadtbild nicht mehr erhaltenen Bauwerke mit historischer Bedeutung. Auch sie haben in den ErzĂ€hlungen, in den Sagen und Legenden der Stadt lĂ€ngst ihren angestammten, nicht mehr streitig zu machenden Platz. Die ehrwĂŒrdige, alte Stadt Schleswig ist ein besonders gutes Beispiel dafĂŒr, wie die Geschichte auch nicht mehr erhaltener GebĂ€ude der Stadt nachhaltig ihren Stempel aufgedrĂŒckt hat. Man denke nur an das als Hohe Tor oder auch Angelburger Tor bezeichnete und um 1564 erbaute Stadttor der alten Stadt, welches 1883/1884 abgerissen wurde, oder an die sagenumwobene, mittelalterliche Juriansburg auf der Möweninsel. Ganz besonders prĂ€gend fĂŒr die Stadtgeschichte und fĂŒr die Geschicke der Stadt scheint aber vor allem das nicht mehr erhaltene Schwarze Kloster der Dominikaner-Mönche in der Altstadt, nahe des St. Petri-Domes, gewesen zu sein. Auch wenn die Reste dieses alten KlostergebĂ€udes der Bettelmönche lange abgetragen oder verfallen und heute zum Großteil nur noch unter den neuzeitlicheren HĂ€usern auszumachen sind, sind zahlreiche spannende, aber auch mysteriöse Überlieferungen zu diesem, in seiner BlĂŒtezeit als prĂ€chtig bezeichneten, GebĂ€ude auch auf unsere Zeit ĂŒberkommen. Doch wer spĂ€testens seit der Verfilmung des Buches Der Name der Rose von Umberto Eco bei dem Begriff Kloster die mĂ€chtigen Mauern eines riesigen Klosterareals in Einsamkeit und Abgelegenheit mit Mord und Totschlag vor dem inneren Auge hat, wird sich nach der LektĂŒre dieses Buches ein leicht neues Bild erdenken mĂŒssen, wird das reale Zusammenleben hinter den Klostermauern doch sehr viel weniger furchterregend und auch wesentlich gleichförmiger gewesen sein. Trotzdem bietet dieses Buch, neben tiefen Einblicken in die Architektur des KlostergebĂ€udes eines Bettelordens und in das Zusammenleben der Mönche im Kontext mit der Entwicklung der alten Herzogstadt Schleswig, auch einen abschreckenden Königsmord mit großer geschichtlicher Bedeutung.