Karate ist eine waffenlose Zweikampfsportart mit einer weltweit hohen Verbreitung. Über das leistungsphysiologische Anforderungsprofil in den drei Disziplinen Kihon (Grundübungen), Kata (Formen) und Kumite (Kampf) ist jedoch recht wenig bekannt.
Ähnlich wie in anderen Zweikampfsportarten wurde in der Vergangenheit meist aufgrund von einmalig bestimmten Blutlaktatwerten nach sportartspezifischen Belastungen darauf geschlossen, dass der Energiebedarf maßgeblich durch die (anaerobe) Glykolyse abgedeckt wird. Sowohl Trainingsvorgaben im Freizeitsport als auch Rahmentrainingspläne im Spitzensport orientierten sich an entsprechenden Annahmen.
Im Zuge dieser leistungsdiagnostischen Untersuchung wird mittels umfangreicher Atemgas- und Blutlaktatanalysen und mit Hilfe eines Mehrkomponenten-Modells das (anteilige) energetische Profil einer grundlegenden Shotokan-Karate-Kata von etwa 30 s Dauer (Heian Nidan) bei einmaliger und zweimaliger Absolvierung sowie das Profil einer Kata von mehr als 90 s Dauer (Unsu) untersucht, berechnet und dargestellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem energiereiche Phosphate eine Schlüsselrolle als Energieversorger einnehmen. Mit zunehmender Belastungsdauer und steigender Anzahl an Bewegungen wird der Bedarf dann vermehrt über den aeroben Energiestoffwechsel reguliert. Entgegen bisheriger Annahmen scheint diese Regulation auch schon bei kurzen Belastungsdauern von 30-60 s eine entscheidende Rolle zu spielen.
Die Studie trägt somit dazu bei, die wenigen Erkenntnisse zu Energiestoffwechselmechanismen in der Sportart Karate deutlich zu erweitern und ermöglicht zumindest in Teilen einen Erkenntnis-Transfer auf andere Sportarten und Sportartengruppen.