Andrej Nikolaidis' neuer Roman besteht aus nur einem einzigen langen Satz â den Gedanken des Erzählers, der mit dem Zug von Budapest nach Wien unterwegs ist. Sein Freund Joe hat sich in Budapest das Leben genommen, doch zuvor hat er den Erzähler beauftragt, seine Fälschung des mysteriĂśsen letzten Manuskripts von Walter Benjamin an einen Wiener Sammler zu verkaufen. Der Gedankenfluss fĂźhrt den Leser mitten hinein in die bewegende Geschichte von Joe, der in den neunziger Jahren aus Bosnien nach Montenegro geflĂźchtet ist, verwebt sie mit dem FlĂźchtlingsschicksal des groĂen deutsch-jĂźdischen Philosophen Walter Benjamin, von dessen Werk und tragischem Ende Joe wie besessen ist, und nimmt Bezug auf die aktuelle Situation der FlĂźchtlinge aus Syrien. Es geht Nikolaidis um universelle Themen: die WĂźrde des Menschen, den Zynismus der Macht und die Ohnmacht der BĂźrger gegenĂźber einer anonymen EU-BĂźrokratie.