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Die Bergier-Kommission oder das Gespenst einer Staatsgeschichte

E-book


In der Geschichtsforschung gilt, dass das GeschichtsverstĂ€ndnis nicht Angelegenheit des Staats, sondern allein Sache der Gesellschaft ist. Verletzt infolgedessen der Staat dieses Prinzip, wenn er historische Fragen durch Expertenkommissionen klĂ€ren lĂ€sst und diese mit besonderen Privilegien ausstattet? Die aus liberaler Sicht berechtigte Warnung vor staatlichen Engagements in historischen AbklĂ€rungen ist bisher vor allem aus grundsĂ€tzlichen Rechts-ĂŒberlegungen abgehandelt worden. Dieses Buch behandelt die Problematik am konkreten Fall der Bergier-Kommission (eigentlich: UnabhĂ€ngige Expertenkommission «Schweiz-Zweiter Weltkrieg» UEK) im Licht ihres realen politischen Kontexts ab. Die AbklĂ€rungen von Georg Kreis fĂŒhren zu folgenden Befunden: Die Schaffung der UEK geschah nicht in der Absicht, eine bestimmte «Staatswahrheit» zu etablieren, und sie hatte auch nicht eine solche Wirkung. Die Arbeiten der vom Staat eingesetzten Kommission genossen wohl vorĂŒbergehend eine grössere Aufmerksamkeit, sie etablierten aber kein neues Geschichtsbild, sondern beförderten lediglich den ohnehin laufenden Wandel im GefĂŒge konkurrierender Geschichtsbilder.