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Die Frau mit dem anderen Ich : Gaslicht 48

E-book


In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-RomanlĂ€nge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzĂ€hlen wollten, denn in der lĂ€ngeren Form kommen noch mehr GefĂŒhl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!

Judith war fasziniert von den Steinen, konnte den Blick kaum noch davon abwenden. Sie drehte und wendete einen der Edelsteine in ihrer Hand, wieder und immer wieder. Dabei wurde ihr ganz merkwĂŒrdig zumute. Es verschwamm alles vor ihren Augen. Aber es war nicht so, als wenn sie nun nichts mehr gesehen hĂ€tte. Nein, im Gegenteil. Vielmehr entstanden neue Bilder. Sie sah etwas, das es hier nicht gab, das sie noch nie zuvor gesehen hatte, aber sie sah es mit bestechender Klarheit, als sei sie selbst Bestandteil des Bildes und könne alles fĂŒhlen und greifen
 Und sie begann zu sprechen. Professor Larsen war der faszinierendste Mann, dem Judith je begegnet war. Nicht nur, daß er ungewöhnlich gut aussah mit seiner hochgewachsenen, stattlichen Gestalt und dem kĂŒhn geschnittenen, markanten Gesicht, er besaß auch eine ganz besondere Ausstrahlung, der Judith fast augenblicklich erlag. Und das war etwas, was sie sich einfach nicht erklĂ€ren konnte. Judith Wolter war Studentin. Sie interessierte sich besonders fĂŒr die spanische Sprache und alles, was mit dem spanischen Sprachraum zusammenhing. So hatte sie einen Vortrag besucht, den der norwegische Privatgelehrte Professor Erik Larsen ĂŒber die Inka-Kultur hielt, ĂŒber das großartige Indianer-Reich im alten Peru also, das im sechzehnten Jahrhundert von dem Spanier Pizarro zerstört wurde. Eigentlich hatte Robert Helwig, der Mann, den sie liebte und mit dem sie verlobt war, Judith zu diesem Vortrag begleiten wollen, aber er hatte in letzter Minute abgesagt. Es waren GeschĂ€ftsfreunde aus dem Ausland gekommen, und der junge Ingenieur hatte von seiner Firma den Auftrag bekommen, sich um diese Leute zu kĂŒmmern. Darum besuchte Judith also den Vortrag von Professor Larsen allein. Ob wohl alles anders gekommen wĂ€re, wenn Robert Helwig nicht ausgerechnet an diesem Abend keine Zeit fĂŒr seine Braut gehabt hĂ€tte? Wer könnte nachtrĂ€glich wohl diese Frage beantworten? Das Thema des Vortrages war interessant, und der Professor wußte seine Zuhörer durch eine bilderreiche Sprache zu fesseln.