Der junge Matthieu ist unterwegs durch eine unwirtliche nächtliche Stadt. Seine traumgleiche Wanderung wird fĂźr ihn zur psychologischen Selbsterfahrung. Hans Henny Jahnns knapper und andeutungsreicher Stil ist so modern wie eh und je, die Zerrissenheit seiner Figuren unverändert aktuell. Jahnns letzter und kĂźrzester Prosatext, ursprĂźnglich als Fragment einer grĂśĂeren Erzählung geplant, vereint alle groĂen Themen seiner Dichtung: Dämonen, Jugend, Schicksal, Liebe und Tod.
Hans Henny Jahnn gehĂśrt zu den wichtigsten Schriftstellern des zwanzigsten Jahrhunderts. Geboren 1894 in Hamburg, emigrierte er 1915â18 nach Norwegen, wo sein erstes Drama Pastor Ephraim Magnus entstand, fĂźr das er 1920 den Kleist-Preis erhielt. Wegen seiner politischen Einstellung und seines Bekenntnisses zur Bisexualität sah sich Jahnn Repressalien durch die Nationalsozialisten ausgesetzt und lebte von 1934 bis 1945 auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm. Ab 1950 amtierte er als Präsident der Hamburger Freien Akademie der KĂźnste und galt wegen seines Engagements gegen die atomare RĂźstung und die Wiederbewaffnung Westdeutschlands als unbequemer Kritiker der Nachkriegsentwicklung. Er starb 1959. Im Hoffmann und Campe Verlag erschienen 2014 eine Neuausgabe seiner berĂźhmte Romantrilogie Fluss ohne Ufer und Liebe ist Quatsch. Briefe an Ellinor.