In Nachbarschaft zu Schanghai liegt die Küstenprovinz Zhejiang, die Wiege und das Zentrum der chinesischen Privatwirtschaft. Wer China besser verstehen will, muss auf diese Provinz schauen. Nirgendwo ist der kapitalistische Mittelstand so stark wie im Hinterhof Schanghais. Viele Pioniere der neuen Zeit sind bäuerlicher Herkunft. Sie bestachen die kommunistischen Kader, verbündeten sich mit ihren ärgsten Feinden und legten den Grundstein für eine frühkapitalistische Industrie. Längst sind einzelne Firmengründer zu Weltmarktführern aufgestiegen. Die "Bauern" Zhejiangs machten vor, was Deng Xiaoping erst nachträglich legalisierte.
Die Auflösung des Kollektivs hatte Mao vorausgesehen und für die Zeit nach seinem Tod befürchtet. Sein Volk - ein Volk von Eigensinnigen, von "Rechtabweichlern". Welch Ironie der Geschichte! Denn schließlich sind es seine Erben, die das Geschick Chinas und der Welt heute mitbestimmen. Doch ein Wirtschaftswachstum so gigantischen Ausmaßes bringt Unruhe und Unordnung mit sich. Gelingt es China, Maos größtes Vermächtnis - die Einheit des Staates - auch in kommenden Krisen zu bewahren?
Seit 1994 reiste Michael Gleich mehrfach nach China. Die Menschen, die er trifft, berichten ihm Dinge, die außerhalb Chinas kaum bekannt sind. Drache auf tönernen Füßen - ein Wirtschaftskrimi als literarische Reportage. Und ein Essay über die Selbstbehauptung des Menschen unter widrigsten Umständen.