Ist die Nacht Ăźberhaupt eine Tageszeit? Folgt sie einfach dem Abend wie der Mittag dem Morgen? Oder folgt sie nicht eher ganz anderen Gesetzen, jenen, die dem Taghellen, Vernunftgewogenen und Ăberschaubaren das Unberechenbare, Welt- und Traumverlorene gegenĂźberstellen und so das Ăberraschende, Undenkbare, Nicht-Erlaubte erlauben?Jeder kennt diese Augenblicke zwischen Schlaf und Nicht-Schlaf noch vor dem wirklichen Wachsein, wenn aus dem Gemisch von Tagesresten und Träumen sich Bilder und WĂśrter zu halben und ganzen Sätzen verbinden wollen, meist aber zerrinnen, ehe sie Form angenommen haben.Peter Handke hat die Fähigkeit, solche Sätze zu fassen und so seinen TagebĂźchern ein Nachtbuch zur Seite zu stellen. Es sind oft seltsame Sätze, deren Herkommen so rätselhaft ist wie ihr Weiterwirken offen. Ihr Zauber entfaltet sich wie eine Rose von Jericho im Wasser: Ob sie wie Teile einer alten Erzählung klingen oder wie der Beginn einer neuen â sie blĂźhen auf wie der junge Tag.