Sigmund Freuds Leben ist bis in die letzten Winkel ausgeleuchtet. Doch was wissen wir Ăźber den Rest seiner Familie? Goce Smilevski schildert in dieser fiktiven Autobiografie den Lebensweg Adolfines, der einzigen unverheirateten und kinderlosen Schwester Freuds, und wirft damit auch ein neues Licht auf das Leben ihres berĂźhmten Bruders. Ăber Adolfine, die mit ihren Eltern bis zu deren Tod in einer Wohnung lebte, ist wenig bekannt. Als Sigmund 1938 nach London emigrierte, blieb sie mit ihren drei Schwestern zurĂźck in Wien, wurde deportiert und starb 1943 in Theresienstadt. Ausgehend von diesen Lebensdaten entwirft Smilevski in seinem bildermächtigen Roman ein groĂes Panorama der Zeit um 1900, er imaginiert Begegnungen mit Klara, der Schwester Gustav Klimts, oder Ottla, Kafkas Schwester, und erweckt jene schillernde Epoche zum Leben mit all ihren gesellschaftlichen und geistigen Um- und AufbrĂźchen. Freuds Schwester schildert die Hoffnungen und SehnsĂźchte einer Zeit des Aufbruchs aus der Perspektive der Frauen, die sich mit ihrem Schicksal als UnterdrĂźckte nicht mehr widerspruchslos zufriedengeben wollen.