In diesem Heft mit dem Schwerpunktthema "Inklusion" ist unschwer zu erkennen, woran die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in den Ländern der
Bundesrepublik zu scheitern droht. Außer in den Ländern Bremen und Schleswig-Holstein gibt es keinen Rückbau des Sonderschulsystems. Das allgemeine
Sekundarschulsystem bleibt erhalten, das Sonderschulsystem steht daneben. War das mit der Behindertenrechtskonvention gemeint?
Neben den strukturellen Sackgassen gibt es bei den Lehrkräften nahezu unisono die Meinung, dass den Schulen bei der Umsetzung der Inklusion die nötige materielle und
personelle Unterstützung verweigert werde. Dies macht den inkludierenden Unterricht zu einer erheblichen Belastung und führt nicht nur bei den alleine gelassenen
Fachlehrer/-innen zur Ablehnung dieser Anforderung. In diesem Themenheft werden die Ursachen benannt, an denen Inklusion scheitert. Der Bildungsforscher Klaus Klemm
resümiert: "Auch nach sieben Jahren ist Deutschland weit davon entfernt, das Inklusionsziel der UN-Konvention zu erfüllen".
Der aktuelle Dokumentarfilm "Ich. Du. Inklusion" zeigt Inklusion in Uedem, NRW. Heile Welt, fast alle Kinder aus der bürgerlichen Mitte, alle sprechen Deutsch, die Lehrer sind
erfahren, kompetent, engagiert. Die meisten Eltern wollen Inklusion. Alle Angaben hier stammen aus einem Interview des Filmautors Thomas Binn (Spiegel online). Er sagt:
"Ich habe mir bewusst eine Schule ausgesucht, die nicht in einem sozialen Brennpunkt liegt". 22 Kinder, darunter sieben mit Förderbedarf, "eins auf dem Entwicklungsstand
eines Dreijährigen". Die Klassenlehrerin ist meistens alleine in der Klasse, eine Sonderpädagogin kommt sieben Stunden in der Woche. Es fehlt an Personal, Räumen, Material,
Zeit. Das Fazit des Autors: "Die Kinder kommen zu kurz". Das ist ein Bericht aus der Wirklichkeit. Fast hat man den Eindruck, dass die Praxisberichte in diesem Thementeil aus
einer anderen Welt stammen.