In Leonardo da Vinci hat die Universalität des Renaissancegeistes ihren Gipfel erreicht. Nie vorher und nachher hat menschliche Begabung in so erstaunlicher Weise sich Ăźber alle Gebiete des Denkens erstreckt. Er war ein Genius, der die Malerei gar nicht als Hauptberuf, sondern als etwas Nebensächliches betrieb, der den Pinsel nur zur Hand nahm, wenn gerade nichts Wichtigeres seinen Geist beschäftigte. Diese Vielseitigkeit seiner Interessen hat ihn zwar verhindert, viel zu Ende zu bringen. An Zahl seiner Werke kann er mit keinem Berufsmaler sich messen. Aber indirekt kam seine geistige GrĂśĂe auch seinen kĂźnstlerischen SchĂśpfungen zu gute. Da er geistig alle Berufsmaler um TurmeshĂśhe Ăźberragte, brachte er, wenn er malte, eine Kraft des Denkens, Sehens und FĂźhlens mit, wie sie keiner dieser Berufsmaler hatte. Nur das befähigte ihn, einer ganzen KĂźnstlergeneration den Weg zu weisen. Nur das ermĂśglichte ihm, Probleme in Fluss zu bringen, an die vor ihm noch keiner rĂźhrte.