Die Zentrale des Ministeriums fĂźr Staatssicherheit (MfS) in Berlin-Lichtenberg bildete bis 1989 eine hermetisch abgeschottete Stadt in der Stadt. Bis zu 7000 Geheimpolizeimitarbeiter gingen in dieser misstrauisch bewachten Sperrzone ein und aus, viele von ihnen wohnten in unmittelbarer Nachbarschaft. Der knapp zwei Quadratkilometer groĂe Komplex beherbergte neben dem Sitz des Ministers, Erich Mielke, auch ein eigenes Gefängnis.
Seit 1950 hatte sich die Zentrale der Stasi krakenartig in dem vormals ganz beschaulichen, von Gärten und Wohnhäusern geprägten Stadtgebiet ausgebreitet: Verschiedene StraĂen, eine Kirche und sogar von Bruno Taut entworfene Genossenschaftsbauten mussten der Expansion weichen. Ende der achtziger Jahre verfĂźgte das Gelände Ăźber ein eigenes Dienstleistungszentrum mit Speisesälen, einer Kaufhalle sowie einer Ladenzeile mit Friseur, ReisebĂźro und Fanartikelshop des SC Dynamo. Die Pläne zum weiteren Ausbau, dem dann auch das angrenzende Hans-Zoschke-Stadion zum Opfer fallen sollte, lagen bereits in der Schublade.
Christian Halbrock beschreibt das unaufhaltsame Wachstum des Hauptquartiers mit allen dramatischen Auswirkungen auf den Stadtraum zwischen Rusche-, Gotlinde- und MagdalenenstraĂe. Er berichtet von kleinen und groĂen Zwischenfällen, so vom Katz-und-Maus-Spiel westalliierter Militärs mit den fĂźr die Sicherheit zuständigen Stasi-Mitarbeitern, oder von Opposition und Widerstand, die es im Schatten der MfS-Zentrale auch gab. Anhand spannender Berichte von Zeitzeugen geht er der Frage nach, wie es war, das Leben in 'Mielkes Revier'.