Dieses Buch hat drei Ziele: Es möchte erstens die Verklammerung von Naturwissenschaft und Theologie bei Paracelsus analysieren und historisch einordnen, zweitens die Adaptation dieser Theorien im Paracelsismus, also dem auf Paracelsus aufbauenden Diskurs des 16. und frühen 17. Jahrhunderts, rekonstruieren und drittens die literarische und poetologische Anverwandlung dieser Theorien in der deutschsprachigen Literatur des Barock (Scheffler, Zesen, Grimmelshausen) nachzeichnen.
Im Mittelpunkt stehen zwei zentrale Denkfiguren der Magie: Beschleunigung und souveräne Teilhabe. Souveräne Teilhabe meint, dass der Magier sich mit der Natur bzw. mit Gott so vereint, dass er, obwohl er seines individuellen Willens und Erkenntnisinteresses beraubt ist, auf höherer Ebene an einem übergeordneten Willen bzw. Wissen teilhaben kann und innerhalb dieser Teilhabe eine Position erreicht, die nicht nur leidend, sondern zugleich aktiv und setzend ist. Auf der Basis dieser Teilhabe kann der Magier in sich und in seinem Verhältnis zu Gott, zur Menschheit und zur Natur die Zeiträume bis zum jüngsten Tag verkürzen. Magie ist also, so die zweite These des Buches, eine Wissenschaft von der Beschleunigung.
Die genannten magischen Mastertopoi sind für die Literatur des Barock von höchstem Interesse, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass bei Paracelsus und im Paracelsismus Gott und die Natur von vornherein als literarisch verfasst gedacht werden.