Band 22 der "Gerd Köster liest Pater Brown"-Reihe.
"(..)ich möchte wissen, ob ein Mann darum weniger ein Verräter ist,
wenn er es zweimal ist."
Pater Brown und sein Freund Flambeau sitzen in einem Wirtsgarten des deutschen Städtchens Heiligwaldenstein über zwei Krügen Bier. Das Wetter ist herrlich und verführt dazu, die malerische Umgebung aus den großen Augen eines Kindes zu betrachten. So dem Sichtbaren einiges an Poesie hinzudichtend, wähnt sich Pater Brown beinahe in einem Märchenland. Genährt wird die Träumerei durch eine Erzählung Flambeaus, einem rätselhaften, düsteren Märchen, wenn man so will, das sich vor etwa 20 Jahren im Wald hinter dem angrenzenden Schloss zugetragen hat. Bekannt ist nur das Ende: Der Fürst Otto von Großenmark wird tot aufgefunden. Zwei Einschusslöcher zeugen von einem gewaltsamen Ende, jedoch: Zu den Kugeln fehlt die Waffe, aus der sie gefeuert wurden. Nun liegt es an Pater Brown, dem Märchen Mitte und Anfang zu spinnen...
Pater Brown ist englischer, katholischer Pfarrer und sicherlich ein atypischer Detektiv in der Literaturwelt: Er ist unscheinbar und vermittelt oftmals einen eher einfältigen Eindruck. Gerade im Vergleich zum herrischen, charakterstarken Sherlock Holmes, der in Watsons Aufzeichnungen ihrer gemeinsamen Abenteuer viel "Screentime" erhält, wirkt Pater Brown beinahe, aber eben nur beinahe, wie eine Nebenfigur. In Chestertons Erzählungen stehen der Fall, und vor allem die in ihm verwickelten Personen - Opfer, Täter und Zeugen - im Vordergrund. Und doch: Die Figur des Pater Browns schafft es auch ganz ohne aufdringlich zu sein, im Gedächtnis zu bleiben, Charakter und Wiedererkennungswert zu beweisen. Wir sind deshalb überzeugt, dass diese Reihe auch bei vielen Sherlock-Holmes-Fans Anklang finden wird und, dass die Stärke der literarischen Figur Pater Brown eben genau in seinem "Anderssein" liegt, die ihn zur Kontrastfigur zu literarischen Meisterdetektiven wie Sherlock Holmes macht.