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Poesie ist kein Beweis

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Eine junge Frau stirbt an den Folgen einer Überdosis Schlaftabletten. Auf der Suche nach dem Motiv der Tat gerĂ€t der K auch der Journalist Conrad Pingel, ein Bekannter der Verstorbenen, unter die Lupe. Durch das gegen ihn gerichtete Misstrauen motiviert, beginnt er mithilfe eines „lyrischen Steckbriefes“ nach einem Mann zu recherchieren, den die junge Frau anscheinend mehr liebte als ihr Leben.

Obwohl Conrad Pingel die polizeilichen Ermittlungen erschwert, in den Verdacht zumindest moralischer Schuld gerĂ€t und selbst beinahe einen Unschuldigen â€žĂŒberfĂŒhrt“, kann er die KlĂ€rung des Todesfalles durch die K auch fĂŒr sich als Erfolg verbuchen.

LESEPROBE:

Im trĂŒben Licht des scheidenden Wintertags betrachtet, hatte ihm dieser Freitag bisher etliche Nieten beschert. Missmutig stapfte Conny durch die matschigen Schneereste und ließ sich von hastenden FußgĂ€ngern zu einem Tempo antreiben, das seiner GemĂŒtsverfassung keineswegs entsprach.

Nur um Zeit zu gewinnen und aus Gewohnheit betrat er eine Buchhandlung, blĂ€tterte ein paar BĂŒcher durch, die vermutlich schon vor Weihnachten dort gelegen hatten, beguckte einen Bildband, der ihm gefiel, bis auf die fĂŒnfstellige Zahlenangabe im Impressum, die neuerdings den Inlandspreis tarnte.

Das GesprĂ€ch mit Pepe hatte außer dessen Gnatz, der vergehen wĂŒrde, keinerlei Ergebnis erbracht - jedenfalls kein Ermittlungsergebnis, das ihn auf eine rasche ÜberfĂŒhrung des TĂ€ters hoffen ließ.

Dass Pepe vorgab, Tee nicht zu mögen, war natĂŒrlich kein eindeutiger Beweis seiner Unschuld. Doch hatte er wirklich gehofft, Pepe als Mörder zu entlarven?

Der Gedanke, es könnte im Kreise seiner engsten Nachbarn, ja Freunde einen Menschen geben, der einen Mord raffiniert geplant und durchgefĂŒhrt hatte, erschien ihm nach wie vor absurd.

Besaß er denn so geringe Menschenkenntnis, dass ihm niemand von denen auch nur unsympathisch genug fĂŒr ein weniger schweres Verbrechen erschien? Pepe war ein Großmaul und ein kleiner Spekulant und ein Weiberheld, wie möglicherweise auch Jarowsky einer war, und Wilmar konnte schon recht seltsam sein - aber ein Mörder?

Es wollte ihm nicht in den Sinn, dass Gerlinde einen Mann, der einer solchen Tat fÀhig war, nicht beizeiten durchschaut hatte. Oder hatte sie ihn durchschaut und musste deshalb sterben?

Jedenfalls musste der Mann einige Zeit sehr angenehm auf sie gewirkt haben. Weshalb sollte sie sich ausgerechnet einem Unsympathischen zugewandt haben? Wirkte er selber beispielsweise unangenehm auf Frauen?