Schach von Wuthenow – Eine Erzählung von Theodor Fontane
Schach von Wuthenow von Theodor Fontane spielt im Jahr 1806, als Preußen kurz vor dem Krieg gegen Napoleon steht. Die Geschichte dreht sich um den adeligen Offizier Schach von Wuthenow, der als attraktiver und angesehener Mann in der Berliner Gesellschaft bekannt ist. Obwohl er vor einer festen Bindung zurückschreckt, verführt er in einem Moment der Schwäche die entstellte Victoire von Carayon.
Victoire's Mutter, Josephine von Carayon, drängt Schach zur Heirat, um den Ruf ihrer Tochter zu retten. Der preußische König mischt sich ein und erinnert Schach an seine Pflicht. Doch nach der Hochzeit, gefangen zwischen seiner Ehre und der Angst vor dem Spott seiner Kameraden, erschießt sich Schach.
Fontane zeigt Schach als komplexen Charakter, der zwischen den Anforderungen seines Standes und seinen eigenen Gefühlen hin- und hergerissen ist. Schach von Wuthenow beleuchtet die inneren Konflikte und die gesellschaftlichen Zwänge der damaligen Zeit auf eindrucksvolle Weise und bleibt ein fesselndes Werk, das die Leser in seinen Bann zieht.
Schach von Wuthenow spielt im Jahr 1806, kurz vor Beginn des Vierten Koalitionskrieges, als die bevorstehende Niederlage Preußens gegen Napoleon noch unvorstellbar schien. Der Protagonist, ein adeliger Offizier namens Schach von Wuthenow, ist Rittmeister im elitär geprägten Regiment Gensdarmes. Schach gehört zur höheren Gesellschaft, verkehrt mit Prinz Louis Ferdinand und gilt als äußerst attraktiver Mann. Trotz seiner Abneigung gegen Ehe und Familie, scheut er nicht vor amourösen Abenteuern zurück.
Regelmäßig besucht Schach den Salon der geistreichen Witwe Josephine von Carayon, wo er deren Tochter Victoire in einem Moment romantischer Verwirrung verführt. Victoires Gesicht ist durch die Blattern entstellt, doch einst war sie eine gefeierte Schönheit. Frau von Carayon drängt vergeblich auf eine Heirat, um den Ruf ihrer Tochter zu retten, und appelliert schließlich beim preußischen König, der Schach an seine Pflicht erinnert. Gezwungen durch den königlichen Befehl, willigt Schach in die Heirat ein, doch nach dem Eheschluss erschießt er sich aus Angst vor dem Spott seiner Kameraden.
Fontane zeigt Schach nicht als oberflächlichen Schönling, sondern als geistig regen und tiefen Menschen, der die Widersprüche zwischen seiner preußischen Offiziersehre und seiner Bewunderung für echte Schönheit nicht auflösen kann. Schachs politisch-militärische Irrtümer sind nicht seine persönliche Schwäche, sondern die unvermeidliche Beschränktheit eines Zeitgenossen.
Der historische Hintergrund der Erzählung basiert auf einer tatsächlichen Begebenheit aus dem Jahr 1815, bei der der Major Otto Friedrich Ludwig von Schack vor seiner Hochzeit Selbstmord beging, aus Angst, zum Gespött seiner Kameraden zu werden. Fontane verfremdete die Hauptperson durch die Namenswahl Schach von Wuthenow, um den tatsächlichen Vorfall literarisch zu gestalten.
Schach von Wuthenow ist eine zeitlose Erzählung, die die inneren Konflikte und gesellschaftlichen Zwänge des 19. Jahrhunderts in Preußen eindrucksvoll einfängt. Fontanes Meisterwerk besticht durch seine tiefgründige Charakterzeichnung und bleibt ein fesselndes Leseerlebnis für alle Liebhaber klassischer Literatur.