Wer scheitert und das neoliberale GlĂŒcksversprechen nicht einlöst, fĂŒhlt sich oft selbst dafĂŒr verantwortlich. Dabei ist es das System, das versagt: Die Tech- und die Finanzbranche straucheln, Entgrenzung und stete Beschleunigung rufen die Krisen hervor.
Technologie ist immer effektiv, der Zugang zu Informationen unbegrenzt, und Banken sind »too big to fail« â dieser Mythos des Kapitalismus ist so wirkmĂ€chtig wie falsch. Das Finanzsystem hat sich von seiner globalen, mit Steuern notdĂŒrftig gekitteten Krise nie erholt. Geld ist nichts mehr wert, unsere AbhĂ€ngigkeit von Wall Street und Silicon Valley verstĂ€rkt sich, je schlechter das System funktioniert. Und in der Gig Economy von Uber bis Airbnb verschĂ€rft sich der Druck: Jeder Erfolg wird ĂŒberwacht, jedes Scheitern geahndet. Bei technischen GerĂ€ten hingegen ist das Versagen vorprogrammiert â dass sie möglichst schnell kaputtgehen, gehört zum GeschĂ€ftsmodell.
Der renommierte Ethnologe Arjun Appadurai und die Medienwissenschaftlerin Neta Alexander fordern in ihrem Buch eine umfassende Neubewertung dessen, was Erfolg und was Versagen ist. Sie plĂ€dieren fĂŒr Entschleunigung, Entmonetarisierung und eine neue Kultur des Scheiterns.