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Vom kleinen Rudi

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Der Abendtisch war gedeckt, und als die Köchin ohne vorherige förmliche AnkĂŒndigung die Koteletts auftrug, setzte man sich rasch zu Tisch und begann zuzulangen. Die Gesellschaft war nicht groß, sie bestand aus dem sogenannten engen Familienzirkel: Herr und Frau G., Großpapa und Großmama und Tante CĂ€sarine. Man wird schon bemerkt haben, dass es in diesem Hause Kinder oder wenigstens ein Kind gab. Denn dass ein Ehepaar seine eigenen Großeltern bei sich zu Tisch hat, das gehört denn doch nicht so zu den alltĂ€glichen Begebenheiten, dass man es als etwas ganz Gewöhnliches erzĂ€hlen könnte, ohne eine Bemerkung daran zu knĂŒpfen. Ja, so ein Kind! Zu allen gewaltigen VerĂ€nderungen, die es sofort bei seinem Erscheinen in einem Hause hervorruft, kommen auch komplizierte genealogische UmwĂ€lzungen. Die Frau ruft den Mann nur noch Papa, obschon er doch nicht ihr Vater ist, dafĂŒr muss sie sich gefallen lassen, dass sie, obschon sie viel jĂŒnger ist als er, nun plötzlich seine Mama wird. Die Schwiegereltern verduften spurlos, und es wird ein Großelternpaar geboren; aus der schönen SchwĂ€gerin aber ist mit einem Male eine wĂŒrdige Tante geworden.

Es gab also, wie man richtig erraten hat, auch hier ein Kind im Hause. ...