Weitermachen, so lautet die Inschrift auf dem Grabstein Herbert Marcuses auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Für Marcuse war das eine politische Losung im Kampf um eine bessere Gesellschaft, jenseits des Kapitalismus. Wir haben das bescheidene Grab eines unserer Heroen von 1968 bei unserem letzten Berlin-Aufenthalt eher zufällig entdeckt.
Weitermachen bedeutet nicht, im alten Trott zu verfahren, in gewohnten Routinen zu verharren oder die Augen vor den Zuständen um uns herum zu verschließen. Auch nicht, zu glauben, es werde schon alles nicht so schlimm kommen. Dieser ruchlose Optimismus (Schopenhauer) ist nicht gemeint. Weitermachen heißt vielmehr, sich zu verändern, neu zu beginnen, seine Möglichkeiten zu erweitern. Es geht darum, seinem Dasein eine zentrierende Tiefe (Wellershoff) zu geben, statt die Zeit, die einem gegeben ist, nur herumzubringen. Zeit, die nutzlos vertan wird, ist pure Gegenwart, die zu nichts führt, ein endloses Auf-der-Stelle-Treten. Als würde man sich damit abfinden, dass keine Veränderung möglich ist, nicht einmal in der Vorstellung. Es ginge nur noch darum, irgendwie weiterzumachen.
Von einigen Versuchen, unseren Alltag sinnvoll zu gestalten, ist im Folgenden gelegentlich die Rede.