Zwar hat die gegenwärtige Corona-Pandemie in vielen Staaten die Bevölkerung in panischer Angst enger an ihre Regierungen herangerückt, umso dringender aber stellt sich die Frage, ob die westlichen Demokratien, die sich wie ein Flickenteppich in ihren Entscheidungen ausnehmen, nicht in die Krise geraten oder gar unregierbar geworden sind. Hier handelt es sich um eine schon länger andauernde Kontroverse der Soziologie, die unter neuen Aspekten neu aufgerollt werden muss.
Das vorliegende Buch versucht, die tieferen Gründe für die Misere aufzuzeigen, die im Temporalitätsverständnis unserer Epoche liegen, die gegenüber den Zeitauffassungen früherer Epochen auf Beschleunigung bzw. Tempoversessenheit basieren, der der Mensch nicht mehr gewachsen ist und auf die er mit Fluchtprogrammen wie KI-Forschung oder Meditation oder nicht nachhaltigen Entschleunigungsprogrammen reagiert. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach der fähigeren Regierungsform: Ist die vom Westen präferierte weltoffene, liberale Demokratie die geeignetere gegenüber den zentralistischen des Ostens oder die dekadentere, der ein rigoristisches, energisches Moment fehlt, wie es gerade Not- und Krisenzeiten fordern? Das Buch plädiert für eine gelenkte Demokratie.