Der Krieg gegen Jugurtha (Bellum Iugurthinum) von Sallust ist eines der bedeutendsten historiographischen Werke der römischen Antike und beleuchtet einen entscheidenden Abschnitt der späten Römischen Republik. Im Mittelpunkt steht der langwierige und komplizierte Konflikt zwischen Rom und Jugurtha, dem König von Numidien, der von 111 bis 105 v. Chr. dauerte. Der Krieg war nicht nur ein militärisches, sondern vor allem ein politisches Drama, das die tiefgreifenden moralischen und strukturellen Schwächen des römischen Staates offenlegte.
Jugurtha, ein begabter und charismatischer Herrscher, hatte sich nach dem Tod des numidischen Königs Micipsa gegen dessen Söhne durchgesetzt und durch Bestechung römischer Amtsträger die Anerkennung seiner Herrschaft erschlichen. Sallust beschreibt ihn als eine zwiespältige Figur: klug, energisch und politisch versiert, aber auch machthungrig und moralisch verkommen. In Jugurtha sah Sallust das Spiegelbild einer korrupten Zeit, in der nicht mehr Leistung und Recht, sondern Geld und Einfluss das politische Handeln bestimmten.
Rom reagierte zunächst zögerlich auf die Machtübernahme Jugurthas, was auf seine inneren politischen Spannungen und die Verstrickung der Elite in Bestechungsskandale zurückzuführen war. Erst als der öffentliche Druck wuchs und die Empörung über das Verhalten Jugurthas zunahm, griff Rom entschlossener ein. Der Krieg zog sich jedoch in die Länge, da Jugurtha durch Guerillataktiken und diplomatische Manöver den Römern immer wieder entkam. Erst der Aufstieg des "homo novus" Gaius Marius brachte die entscheidende Wende. Unterstützt von seinem fähigen Legaten Lucius Cornelius Sulla gelang es ihm, Jugurtha gefangen zu nehmen.
Sallust nutzt den Konflikt, um die Korruption und Dekadenz in der römischen Aristokratie anzuprangern und gleichzeitig die Notwendigkeit politischer Erneuerung zu betonen. Der Krieg gegen Jugurtha ist somit nicht nur eine militärische Erzählung, sondern eine politische Mahnung und ein eindrucksvolles Porträt eines klugen Gegners und einer Republik im inneren Verfall.
Sallust (Gaius Sallustius Crispus), geboren 86 v. Chr. in Amiternum, war ein römischer Historiker, Politiker und Anhänger des populären Lagers unter Julius Caesar. Nach einer politischen Karriere, die unter anderem das Amt des Volkstribunen und des Statthalters in Afrika umfasste, zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück und widmete sich ganz dem Schreiben. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Die Verschwörung des Catilina und Der Krieg mit Jugurtha, in denen er nicht nur historische Ereignisse schildert, sondern auch tiefgreifende Analysen über den moralischen Verfall der römischen Republik liefert. Seine prägnante, konzentrierte Sprache und seine kritische Haltung gegenüber Korruption und Machtmissbrauch machten ihn zu einem stilprägenden Autor der römischen Historiographie.
