Gottfried Keller legt in seiner Prosa eine außergewöhnliche Sprachgestaltung an den Tag, was sich besonders in der auffallend farbenreichen Ausschmückung sowohl der auftretenden Charaktere als auch sämtlichen Situations-Beschreibungen samt daraus zusammenhängenden Hintergründen äußert. Diese überaus elegante und wortgewandte Ausdrucksweise harmoniert wunderbar mit der Umgangssprache seiner Figuren, so dass im Resultat eine besondere Stilistik in jeder seiner Erzählungen auftritt und als Gesamteindruck immer eine subtile Ästhetik mitschwingt. In "Eugenia" wird die Geschichte einer jungen Frau zu Zeiten Roms erzählt, deren Vorstellungen von vollkommener Tugendhaftigkeit dazu führen, dass sie eine Kurzschlusshandlung nach der nächsten begeht und schließlich im Kloster-Exil endet, wo sie zur Zielscheibe einer intriganten Christin wird und nur noch von ihrem heidnischen Verehrer gerettet werden kann. In "Dorotheas Blumenkörbchen" wird am und vom gleichen wie vorangegangenem Schauplatz ausgehend ein Blick ins christliche Jenseits geworfen und die Frage in den Raum gestellt, ob ein Leben in Qualen und Marter lohnt, um eventuell eine paradiesische Lebens-Bonus-Runde zu erhalten. In "Das Tanzlegendchen" wird eine lebensfrohe junge Frau, die ihrer Liebe zu Gott mit regelmäßigen Tänzen Ausdruck verleiht, von einem älteren weisen Christenmenschen psychologisch vergewaltigt und auf direktem Wege in die Hölle geführt.... Der Erzählungen Gottfried Kellers zweiter Teil.