Gottfried Keller legt in seiner Prosa eine außergewöhnliche Sprachgestaltung an den Tag, was sich besonders in der auffallend farbenreichen Ausschmückung sowohl der auftretenden Charaktere als auch sämtlichen Situations-Beschreibungen samt daraus zusammenhängenden Hintergründen äußert. Diese überaus elegante und wortgewandte Ausdrucksweise harmoniert wunderbar mit der Umgangssprache seiner Figuren, so dass im Resultat eine besondere Stilistik in jeder seiner Erzählungen auftritt und als Gesamteindruck immer eine subtile Ästhetik mitschwingt. "Der schlimm-heilige Vitalis" ist die Geschichte eines mutmaßlichen Mönchs, der die Religion benutzt, um damit schwerpunktmäßig in die Nähe von Frauen zu kommen, die er durch vermeintliche Bekehrung am liebsten hinter trostlosen Klostermauern verschwinden sieht. Um seiner heiligen Mission gerecht zu werden scheut er vor keiner kriminellen Handlung zurück: Vandalismus, Diebstahl, Mord sind die angewandten Mittel, mit denen er sein sadistisches Ziel skrupellos verfolgt. Eines Tages gerät er an eine kluge Frau, die sein perverses Spiel durchschaut und es für ihre eigenen Zwecke nutzt. In dem Moment, als diese mitten dabei ist, ihn zum ultimativen Vollzeit-Kriminellen umzupolen, trifft er auf eine andere Frau, die Gefallen an seinem Ehrgeiz und seiner Entschlossenheit und Leidenschaft findet und nun stellt sich für das selbsternannte Religions-Talent eine ganz andere Frage....
Das Sinngedicht
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