Die Steuer ist beinahe das einzige Gebiet, an das sich eine höhere Betrachtungsweise nie herangewagt hat. Es scheint, daß es sich hier um das Alltäglichste handelt, daß lediglich Geldeingänge eine Rolle spielen, die dem geschäftlichen Leben entzogen werden, gleichviel wie und wo. Die Finanzwissenschaft beschränkt sich auf den Vorgang selbst und seine Technik, und trotzdem gibt es eine Philosophie des Steuerwesens; man muß sie nur zu sehen wissen.
Das Problem hat eine sittliche und eine sachliche Seite. Solange man es ausschließlich als Aufgabe eines Amtes oder der parteipolitischen Taktik behandelt, also nur die Höhe des Bedarfs oder die Auswahl der Opfer ins Auge fasst, kommen beide zu kurz. Wirtschaftsleben und Pflichtbewusstsein werden gleichmäßig bedroht und damit endlich auch der praktische Zweck verfehlt. In allen Ländern der Welt steht heute der Reinertrag der Steuern in gar keinem Verhältnis zu den Erhebungskosten, der Erbitterung und der Schädigung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens.