Wie gut kennen wir Glenn Gould? Sein Satz "Man spielt nicht mit den Fingern Klavier, sondern mit dem Kopf" ist für Jean-Yves Clément der Leitfaden, um Persönlichkeit und Werk des großen kanadischen Pianisten auszuloten. Im Nachzeichnen der Stationen eines der Kunst dienenden Lebens zwischen Entsagung und Ekstase, Strenge und Humor, Konzertsaal und Tonstudio entsteht ein vielschichtiges Porträt.
Glenn Gould ist weit mehr als jene pianistische Ausnahmeerscheinung, welche die meisten Musikliebhaber in aller Welt bis heute in ihm sehen. Zeitlebens war er im Dienst an der Musik auch in verschiedenen anderen Kunstsparten höchst engagiert: im Gestalten von Radio- und Fernsehsendungen, im Schreiben musikästhetischer Texte, im Komponieren und Dirigieren. Die Musik war für ihn ein Glaubensbekenntnis, das Reinheit und Einsamkeit im Leben erforderte und kein Karrierestreben zuließ.
Jean-Yves Clément hebt in klarer und einfühlsamer Weise diese kreative Persönlichkeit in den Blick, die von Jugend an auf allen möglichen Wegen – gegen den Widerstand einer physisch-psychischen Hochempfindlichkeit – nach der absoluten Musik strebte. In seiner Darstellung wird nachvollziehbar, was Glenn Gould einmal selbst geäußert hat: "Ich finde, man sollte sein Leben so gestalten, dass man immer eine spirituelle Richtung im Sinn hat."
Jean-Yves Clément gelingt eine feine Annäherung an denjenigen, der Bach so gut interpretierte. Ein musikalisch-philosophisches Porträt mit Weitblick und Tiefgang.