Katharina II. : Die Biografie

Gertrude Aretz entfaltet in Katharina II. den Weg der Prinzessin Sophie von Anhalt‑Zerbst zur Zarin: vom St. Petersburger Hof und dem Staatsstreich von 1762 bis zu Reformprojekten wie dem Nakaz und der Gesetzgebenden Kommission. Diplomatie, Hofkultur und intime Politik greifen ineinander – die Korrespondenz mit Voltaire und Diderot, Potemkins Einfluss auf die Schwarzmeerpolitik, die Pugatschow‑Erhebung. Stilistisch verbindet die Studie quellengesättigte Erzählung mit analytischer Nüchternheit und verortet Katharinas Herrschaft in Aufklärung und russischer Staatsbildung, ohne Widersprüche zu glätten. Aretz, eine profilierte deutsche Kulturhistorikerin und Biographin einflussreicher Frauen, verbindet philologische Sorgfalt mit Sinn für Machtkonstellationen. Erfahrungen aus Arbeiten zu Madame de Pompadour, Marie Antoinette und den Frauen um Napoleon schärfen ihren Blick für das Wechselspiel von Geschlecht, Repräsentation und Politik. Auf Grundlage von Briefen, Memoiren und amtlichen Akten zeichnet sie ein Bild, das Anekdote meidet und Strukturen freilegt. Empfohlen für Leserinnen und Leser, die eine fundierte Biographie jenseits von Mythos und Skandal suchen. Aretz' präzise Prosa, ihr Sinn für europäische Verflechtungen und die souveräne Quellenführung machen Katharina II. sowohl zur verlässlichen Einführung als auch zur anregenden Lektüre für Fortgeschrittene. Wer die Dynamik aufgeklärter Herrschaft im 18. Jahrhundert verstehen will, wird hier klug begleitet.