Hegel-Studien, Beihefte

Bücherreihen • 6 Bücher

Max Stirner ist kein Klassiker der Philosophie, und er wird in dieser Arbeit zudem unter einer ungewöhnlichen Fragestellung in den Blick genommen, nämlich der der Religionskritik. Bekannt ist Stirner für seine Radikalität und seine egoistische Ethik. Auch in seiner Religionsphilosophie bezieht Stirner eine Maximalposition: Die »Religion« erscheint nicht nur als falsche Überzeugung, sondern als zerstörerische Kraft, als tödlichste Krankheit der Seele, die alle Bereiche dessen, was ein gutes und gelingendes Leben ausmacht, infiziert und vernichtet. David Borgardts zeigt in seinem Buch, dass sich ein genauerer Blick lohnt, denn Stirners Urteile zur christlichen Theologie liegen dieser nicht so fern, wie er selbst glaubt. Eine Pointe der Kritik Stirners besteht darin, dass er die Theologie nicht auf dem Feld der Metaphysik herausfordert, sondern vielmehr die »Religion« in Vollzügen der »Heiligsprechung« formal bzw. praxistheoretisch zu fassen versucht. Eine andere besteht – wie bei den meisten Junghegelianern – in der durchgehend starken Orientierung an der Figur der Entfremdung. Stirners Kritik der »Heiligkeit« nimmt in diesem Zusammenhang eine radikale Position ein, indem er aus seiner Religionskritik heraus eine Bestimmung von Nahbeziehungen entwirft, die diese einseitig, wenn auch wechselseitig, in Vollzügen des Aneignens und des Nehmens konstituiert.