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Brackwasser

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Poughkeepsie, ein kleines StĂ€dtchen im nördlichen SpeckgĂŒrtel von New York City, Mitte der Achtzigerjahre: Anatole betreibt einen angesagten Friseursalon, Lydia ist als gescheiterte Existenz aus New York zurĂŒckgekehrt und Chris, der vor einer tragisch verlaufenen Beziehung nach Poughkeepsie geflĂŒchtet ist, betreibt einen Plattenladen. Anatole und Lydia sind beide in Chris verliebt, doch der lĂ€sst niemand an sich heran. Paul Russell erzĂ€hlt davon, wie die drei Mitzwanziger versuchen, miteinander klarzukommen – und wie der achtzehnjĂ€hrige Leigh ihre beschauliche Dreisamkeit gehörig aufmischt: "Im Einkaufszentrum an der Main Street von Poughkeepsie sitzt ein Junge. Damit fĂ€ngt es an: Lydia und Anatole sehen, aus zwei verschiedenen Fenstern, den Jungen auf der Lehne einer Bank sitzen." Anatole, der sich am laufenden Band in hĂŒbsche Jungs verliebt, lĂ€sst den "Jungen Gott des Einkaufszentrums" bei sich wohnen. Wie der geheimnisvolle Besucher in Pasolinis "Teorema" löst Leigh bei allen drei Freunden tiefgreifende VerĂ€nderungen aus.

In der Mitte der Achtzigerjahre war die Aufbruchsbewegung der Hippies zu einem abrupten Ende gekommen, die Hoffnung auf ein liebevolles Zeitalter des Wassermanns in Drogenrausch und Aidskrise ertrĂ€nkt. Die Zukunft war nicht lĂ€nger der Fluchtpunkt weltverĂ€ndernder PlĂ€ne, sondern eine gefĂ€hrliche, von Krieg und Zerstörung geprĂ€gt Welt. Die in dieser Zeit aufwachsenden Generationen waren auf das Hier und Jetzt, ihre individuellen WĂŒnsche und Ängste und das schwierige Miteinander in privaten Cliquen verwiesen. Die Menschen begannen, sich in einer ewigen Gegenwart ohne verlockende Perspektiven einzurichten. Wenn wir heute in diese Zeit zurĂŒckblicken, sehen wir die AnfĂ€nge einer Alltagskultur, die wir im 21. Jahrhundert perfektioniert haben.