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Der Weihnachtsabend

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An dem Heiligen Abend vor dem Weihnachtsfest wanderte der arme Anton, ein Knabe von acht Jahren noch durch die schneebedeckte Gegend hin. Der arme Kleine hatte seine blonden Locken, die von der KĂ€lte angeduftet waren, noch mit dem leichten schwarzen Strohhute vom letzten Sommer her bedeckt, und seine beiden Wangen glĂŒhten hochrot von Frost. Er war nach Soldatenart gekleidet, und hatte eine niedliche scharlachrote Husarenjacke an. In der Rechten fĂŒhrte er einen dicken Stecken von Schlehdorn, und auf dem RĂŒcken trug er ein kleines ReisebĂŒndelein, in dem sich all sein Hab und Gut befand. Er war aber fröhlich und guter Dinge, und hatte an der schönen, weißen Winterlandschaft umher und an den bereiften Hecken und GestrĂ€uchen am Wege seine herzliche Freude. Indes ging die Sonne glutrot unter. Die angedufteten Halme und Zweige umher flimmerten wie mit rötlichen FĂŒnklein bestreut und die Gipfel des nahen Tannenwaldes strahlten im Abendgold.

Anton dachte das nĂ€chste Dorf, das jenseits des Waldes lag, noch leicht zu erreichen, und ging mutig in den dicken, finstern Wald hinein. Er hoffte in dem Dorfe gute Weihnachtsfeiertage zu bekommen; denn er hatte gehört, die Bauern dort seien sehr wohlhabende und gutherzige Leute. Allein er war noch keine Viertelstunde gegangen, so kam er vom rechten Wege ab, und verirrte sich in die wildeste Gegend des rauen, bergigen Waldes. Er musste fast bestĂ€ndig durch tiefen Schnee waten, und einige Male versank er beinahe in Gruben und Schluchten, die unter dem Schnee versteckt waren. Die Nacht brach ein und es erhob sich ein kalter Wind. Wolken ĂŒberzogen den Himmel und verdunkelten jedes Sternlein, das durch die schwarzen TannenĂ€ste funkelte. Es ward sehr finster und fing aufs Neue an heftig zu schneien. ...