Das brandenburgische 14. Jahrhundert ist in der Forschung zum Sinnbild von Krise und Anarchie stilisiert worden. Nur zu gut passte dieses Bild in eine Geschichtswahrnehmung, die von der Heroisierung der streitbaren askanischen und hohenzollernschen Markgrafen geprägt war. Hatten die einen das Land mit dem Schwert erschaffen, machten die anderen es zur beherrschenden GroĂmacht. Die Markgrafen des 14. Jahrhunderts verschleuderten hingegen ihren Besitz, waren kaum anwesend und obendrein unfähig.
Der Autor geht dieser scheinbar so schlĂźssigen Geschichtsdarstellung auf den Grund, indem er einerseits die Ergebnisse der älteren Geschichtsschreibung und deren theoretische Annahmen kritisch gegen Strich bĂźrstet und andererseits das 14. Jahrhundert und ihre Markgrafen in einem grĂśĂeren Bedingungsrahmen analysiert. Dabei kommt er zu interessanten Entdeckungen. Die fremdländischen Markgrafen brachten Modernisierungen ins Land, ihre räumliche und kulturelle Ferne setzte Impulse fĂźr Prozesse der Identitätsbildung und Selbständigkeit des Landes und schlieĂlich: die vermeintlich negativen Merkmale des Jahrhunderts lassen sich als notwendige Schritte der Entwicklung charakterisieren, die Brandenburg auch mit anderen Territorialstaaten teilte.