Die Spur im Schnee ist eine Novelle von Walter Flex,
Auszug:
Wenn ich nicht wĂŒĂte, daĂ ich vor wenigen Tagen auf natĂŒrlichem Wege mit Pferd und Schlitten hier einpassiert bin, so wĂŒrde ich es fĂŒr unmöglich halten, daĂ jemand von auĂen in die Einsamkeit des tiefverschneiten Winkels gelangen könnte. Man weiĂ hier nichts mehr von Himmel und Erde. Das unablĂ€ssige Flockengeriesel sperrt jede Aussicht. Das Tal ist so tief und verlassen, daĂ schon die schneebelasteten Wipfel des Fichtenwaldes auf den Höhen ringsum unerreichbar und unsichtbar in dem schweren, dĂ€mmergrauen Rauch verschwinden, der wie eine ewige drĂŒckende Nacht mĂ€hlich vom Himmel auf Berg und Tal herniedersank. Und solange sie wĂ€hrt, bin ich ein Gefangener dieses vertrĂ€umten ThĂŒringer Walddörfchens, aus dem kein erkennbarer Weg mehr hinausfĂŒhrt, auf dessen weichem Schneefeld weit im Umkreis keine andere Spur als etwa der baldverwehte Eindruck eines VogelfuĂes zu sehen ist. Ich frage mich manchmal, ob die Raben, die ich zuweilen von meinem Fenster aus wie tote, schwarze Klumpen im weiĂen Schnee liegen sehe, noch jemals mit verdrieĂlichem KrĂ€chzen vor dem langvergessenen Klang heller Schlittenglöckchen entfliehen werden.