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Du bist nichts

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1944 wird das MĂ€dchen Sabine als uneheliches Kind der Fabrikarbeiterin Maria Haberl in Schleswig geboren. Ihre Geburt steht unter keinem guten Stern, denn nachdem Marias Mann, der Kommunist Willi Haberl, wegen Alkoholismus entmĂŒndigt, verhaftet und von den Nationalsozialisten als Arbeitsscheuer mit einem schwarzen Winkel stigmatisiert in das KZ Wewelsburg bei BĂŒren eingeliefert wird, versucht Maria mit ihren bis dahin sechs ehelichen Kindern das Leben zunĂ€chst allein zu meistern. Doch man lĂ€sst sie nicht in Ruhe. Die staatliche FĂŒrsorge, die auf die VorgĂ€nge aufmerksam geworden ist, entnimmt zusĂ€tzlich noch drei Kinder zwangsweise aus der Familie und bringt sie in einem Heim unter. Maria Haberl wird erneut schwanger. Zuerst mit einem Jungen und dann schließlich mit Sabine, ihrer jĂŒngsten Tochter. Der Vater der beiden letztgeborenen Kinder ist der unverheiratete Soldat und Heizer Walter MĂŒller aus Kiel. Die Ehe der beiden Eheleute Maria und Willi Haberl wird gerichtlich getrennt, wĂ€hrend Willi sich noch im KZ befindet. Der weitere Kriegsverlauf und die zahlreichen verheerenden Bombenangriffe zwingen Maria schließlich, ihre Heimatstadt Kiel zu verlassen. Sie wird nach Schleswig evakuiert, wo Sabine unter dem MĂ€dchennamen ihrer Mutter Koschinski geboren wird. 44 Tage nach der Geburt wird das MĂ€dchen einer Familie in Schleswig ĂŒbergeben, die fest auf dem Boden des Nationalsozialismus steht. Die genauen UmstĂ€nde dieser KindsĂŒbergabe sind bis heute nicht umfassend geklĂ€rt. Sabine Koschinskis Name wird auf Wunsch der neuen Wahleltern in Inge Köster umgeĂ€ndert und ihre alte IdentitĂ€t unwiederbringlich ausgelöscht.

Nach Kriegsende versucht Maria Haberl verzweifelt, ihr Kind zurĂŒckzubekommen, doch vergeblich. Sowohl die Behörden als auch die Pflegeeltern selbst sind nicht bereit, das MĂ€dchen wieder herauszugeben. Die Adoption scheint unumkehrbar. Die Schrecken des Krieges und das Trauma der Adoption lösen eine emotionale Kettenreaktion aus, deren Folgewirkungen auch noch die nachfolgenden Generationen betrifft. Das Buch Du bist nichts beschreibt in allen Einzelheiten die grausam erscheinenden Facetten dieser Adoption in der NS-Zeit in der Schleistadt Schleswig. Es werden die Namen der Beteiligten in der Stadt genauso benannt, wie die HintergrĂŒnde im Kontext der Zeit beleuchtet werden. Ein sachlich und ohne Hass geschriebenes, aber auch ein aufrĂŒhrendes Buch zum Nachdenken. Sabine Koschinski war meine Mutter.