IM SONNENWINKEL ist eine Familienroman-Serie, bestehend aus 75 in sich abgeschlossenen Romanen. Schauplatz ist der am Sternsee verträumt gelegene SONNENWINKEL. Als weitere Kulisse dient die FELSENBURG, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung. Der Sonnenwinkel ist eine Zusammenfassung der kleinen Orte Erlenried und Hohenborn, in denen die Akteure der Serie beheimatet sind. Die einzelnen Folgen behandeln Familienschicksale, deren Personen wechseln, wenn eine Handlung abgeschlossen ist. Im Mittelpunkt, jedoch als Rahmenhandlung, stehen die immer wiederkehrenden Hauptpersonen, die sich langsam weiterentwickeln. So trennt den ersten und letzten Roman in etwa ein Jahrzehnt.
Wie schon oft während der letzten Wochen studierte Dorothee Kilian aufmerksam die Stellenangebote in der großen Tageszeitung. Ab und zu kam ein Seufzer über ihre Lippen. Ja, Angebote gab es zur Genüge, aber immer wurden besondere Fachkenntnisse verlangt, die sie nicht besaß. Sie war gar nicht dazu gekommen, etwas zu lernen. Mit knapp zwanzig Jahren hatte sie den Piloten Peter Kilian geheiratet, ein Jahr später war Beate geboren worden, und nach fünfjähriger glücklicher Ehe wurde sie Witwe. Ein Jahr war sie nun schon allein mit ihrem Kind. Es war ein entsetzlicher Schicksalsschlag gewesen, als Peter mit seiner Maschine auf einem Transportflug nach Afrika abstürzte. Ein weiterer folgte, als seine Mutter, Beates geliebte Omi, durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt wurde. Der Krankenhausaufenthalt hatte einen beträchtlichen Teil der Lebensversicherung verschlungen, die Dorothee ausbezahlt bekam, aber die junge Frau hatte von ihrer Schwiegermutter so viel Liebe erfahren, dass sie zu jedem Opfer bereit war. Nun hatte Frau Kilian vor zwei Wochen ihre Augen für immer geschlossen, und was Dorothee von dem Geld noch geblieben war, wollte sie für ihr Töchterchen Beate anlegen. Sie musste einfach eine Stellung finden, um über die Runden zu kommen. Deprimiert schlug sie die letzte Seite der Zeitung auf. Zwei Kinder, ein und vier Jahre alt, suchen eine liebevolle, gewissenhafte und heitere Betreuerin, der es nichts ausmachen würde, in einer abgeschiedenen Gegend zu leben. Der Vater, Kunstmaler und Werbegraphiker, legt Wert auf eine gepflegte Häuslichkeit. Heirat jedoch ausgeschlossen. Beste Honorierung wird zugesichert. Das klang recht vielversprechend. Mit Kindern konnte sie umgehen, einen Haushalt ordentlich zu führen, hatte sie gelernt. Heiter? Ihr Gesicht überschattete sich.