Dass Museen ihre Objekte bisweilen auf ganz unterschiedliche Weise
ausstellen, ist keine Neuheit. Wie aber verhÀlt es sich mit problematischen
Objekten, die unerwĂŒnschte Assoziationen hervorrufen, weil
sie mit Gewaltpraktiken in Verbindung stehen? Diese bislang wenig
beachtete Frage ist der Ausgangspunkt des Buches. Zu ihrer Beantwortung
werden zwei âșgewalthaltigeâč Sammlungen des Germanischen Nationalmuseums
in NĂŒrnberg herangezogen: die Waffen und die Alte
Gerichtsbarkeit. Beide werden von der GrĂŒndung des Museums Mitte
des 19. Jahrhunderts bis in die Nachkriegszeit der 1950er Jahre hinein
verfolgt. Neben dem wendungsreichen Werdegang der Sammlungen
wird die mediale, politische und soziale Brisanz der Gewalt untersucht,
die den Objekten anhaftet. Diese wurde im Museum teils ausgeblendet,
teils aber auch in ein positives Licht gerĂŒckt, domestiziert
oder medial umgedeutet: So wird die Jagdarmbrust zum prunkvollen
SchaustĂŒck, der Stechhelm zum noblen SportgerĂ€t, das Richtrad zur
altertĂŒmlichen KuriositĂ€t. Ein medienwissenschaftlicher Ansatz fĂŒhrt
die untersuchten Gefechts- und Turnierwaffen sowie die Jagd- und
RechtsgerĂ€te auf ihre vormusealen Einsatzgebiete zurĂŒck. ZeughĂ€user,
Turniere und GerichtsstĂ€tten dĂŒrfen ebenso wie zeitgenössische
Privatsammlungen ihren Einfluss auf die musealen Ausstellungen geltend
machen. Bei der Analyse werden Formen unterschieden, die als
GefĂŒge von Objekten ein bestimmtes VerhĂ€ltnis zur Gewalt diktieren.