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Kabale und Liebe von Friedrich von Schiller

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Wieso nur wird der adelnde Zusatz ebenso gern unterschlagen wie die meisten seiner Vornamen? Regimentsarzt, Gutsbesitzer und gefeierter, wenn auch zwischenzeitlich verarmter Dichter – das mĂŒsste doch fĂŒr eine Auszeichnung ausreichend sein. GehĂ€ssige argwöhnen, dass es nur deshalb geschieht, damit der potenzielle Duzfreund Johann Wolfgang ein bisschen besser dasteht. Die beiden in holder VerzĂŒckung vereint sieht man nur selten, sowohl den einen als auch den anderen hat es bestĂŒrmt und bedrĂ€ngt, Bewegendes unter die Leute zu bringen. In Kabale und Liebe stimmt es bedenklich, dass die Freiheit des Einzelnen an ĂŒberkommenen Konventionen scheitern soll, das fĂŒnfteilige Drama ist auch als Aufruf zu verstehen, daran etwas zu Ă€ndern. Gerade hierin geht es darum, wie unerreichbar der Adelsstand fĂŒr die BĂŒrgerlichen doch ist, es kommt einer Tragödie gleich, wenn die zehrende Sehnsucht keinerlei Aussicht auf ihre ErfĂŒllung hat. Deutlich wird am Beispiel der Musikertochter Luise, wie schwer es fallen kann, die göttliche Ordnung auf den Brettern der BĂŒhne wieder herzustellen, wenn sie außerhalb des kĂŒnstlich geschaffenen Raums derart mit FĂŒĂŸen getreten wird. Möglicherweise besteht jedoch die weise FĂŒgung auch darin, dass es seine Richtigkeit damit hat, die stĂ€ndischen Grenzen nicht allzu leichtfertig zu ĂŒberschreiten. Selbst perfide eingefĂ€delte Intrigen helfen dabei nicht immer.