Es war einer jener bedrückend grauen Morgen in Emden, an denen der Nebel so dicht und schwer über der Stadt lag, dass man das Gefühl hatte, er würde ein ganzes Meer verbergen. Vom Frickensteinplatz aus konnte man weder das alte Rathaus noch den Ratsdelft klar erkennen, was den Start in den Tag nicht gerade erleichterte. Ich, Kommissar Ubbo Bremshey, war an solche Wetterkapriolen gewohnt, doch an diesem Morgen sollte sich nichts als gewöhnlich herausstellen.
„Moin, Ubbo“, begrüßte mich Frerich Bolten, mein Partner bei der Mordkommission, als ich das Büro betrat. Auch er schien heute einen besonders unruhigen Schlaf hinter sich zu haben, wenn man die dunklen Ringe unter seinen Augen richtig deuten konnte.
„Moin, Frerich“, entgegnete ich mit einem Nicken, mehr war in aller Frühe noch nicht zu erwarten. Tee, das war das einzige, was mir jetzt helfen konnte, um wach zu werden. Wie es die Tradition verlangte, setzten wir uns in die kleine Küche der Wache und füllten die alten Keramikteekannen mit heißem Wasser aus dem Wasserkessel, der seit Jahren seinen Platz neben dem Fenster hatte. Die ersten drei Teevögel symbolisierten unsere bescheidenen Morgengedanken.
„Hab gehört, es gab was am Ems-Jade-Kanal bei Constantia“, sagte Frerich zwischen zwei Schlucken. „Die Kollegen von der Streife haben was Relevantes gefunden.“
„Schon wieder?“ Ich seufzte. „Scheint, als würde dieser Teil der Stadt uns keine Ruhe lassen.“