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Konjunktur und Corona

E-book


Krisen sind oft Augenöffner. Die Corona-Krise zeigt nicht nur, aber eben auch in Deutschland fundamentale wirtschaftliche StĂ€rken und SchwĂ€chen eines Landes. Deutschland ist von der im FrĂŒhjahr ausgebrochenen Wirtschaftskrise nicht verschont geblieben, aber auch weniger stark getroffen als viele andere LĂ€nder. Das wird gerade von vielen europĂ€ischen Nachbarn sehr viel bewusster wahrgenommen als in unserem eigenen Lande.

FĂŒr die Widerstandskraft der deutschen Wirtschaft gibt es sicherlich viele GrĂŒnde. So werden die EinschrĂ€nkungen des privaten wie des öffentlichen Lebens von vielen Menschen beklagt, aber nach einer Untersuchung der UniversitĂ€t Oxford haben von 21 betrachteten europĂ€ischen LĂ€ndern 18 das Leben stĂ€rker eingeschrĂ€nkt als Deutschland. Das wird von jenen, die Fakenews gerade ĂŒber Deutschland und Corona verbreiten und ĂŒber die mein Kollege Christoph SchĂ€fer in dieser Ausgabe berichtet, zumeist nicht erwĂ€hnt.

Überhaupt existiert, wie meine Kollegin Corinna Budras beobachtet hat, eine Neigung, Corona fĂŒr alle Übel unserer Zeit verantwortlich zu machen. Doch werden Bankfilialen nicht ĂŒberflĂŒssig, weil ein Virus grassiert, sondern weil immer mehr Menschen ihre BankgeschĂ€fte im Internet betreiben. Strom war im internationalen Vergleich auch schon vor der Corona-Krise in Deutschland teuer und nicht erst das Virus hat die Gefahr einer den Freihandel unterminierenden Politik fĂŒr die internationalen Lieferketten verdeutlicht, sondern schon zuvor der Zollstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China. Die Resilienz der deutschen Wirtschaft wird auch in den kommenden Monaten auf eine schwere Probe gestellt werden.