Der Band will mit dem Begriff des 'Postmigrant Turn' eine Debatte anstoĂen: Wie kann die postmigrantische Perspektive fĂźr kulturwissenschaftliche Untersuchungen als Analysekategorie nutzbar gemacht werden?
Die Argumentation fĂźr eine postmigrantische Theoriewende soll der Steigerung von Sichtbarkeit marginalisierter kĂźnstlerischer Praktiken und Stimmen zuarbeiten und â an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft â kritische wie produktive Diskussionen rund um das Themenfeld Postmigration anstoĂen. Deshalb sollen auch solche Stimmen zu Wort kommen, die sich auĂerhalb des Universitären mit der Bezeichnung 'postmigrantisch' identifizieren und die noch stärker in akademische Diskurse Eingang finden sollten.
Ăhnlich der postkolonialen Perspektive wird die postmigrantische Linse zur Betrachtung gesellschaftlicher (Macht-)Strukturen herangezogen. Aus der Position der Critical-Whiteness-Forschung geht es ferner darum, einen Beitrag zur (An-)Erkennung von strukturellem und institutionellem Rassismus zu leisten und Diskurshoheiten einer weiĂen Dominanzgesellschaft zu hinterfragen.
Interessanterweise bedienen sich in den letzten Jahren immer häufiger Autor*innen, KĂźnstler*innen, Schreibkollektive und Theater des Terminus der Postmigration, teilweise wird er als Selbstbeschreibung und Kampfbegriff mit selbstermächtigendem Potenzial verwendet. Postmigration als Label eines weiĂ-dominierten Buchmarktes oder als aktivistische Selbstpositionierung â eine umfassende Theoretisierung wie kritische Reflexion der Verwendung des Begriffs ist die Aufgabe einer engagierten Kulturwissenschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Die zentralen Fragen des Bandes lauten: Was bedeutet ein Postmigrant Turn? Welche Gegenstände nimmt er in den Fokus? Welche Analysemerkmale hält er bereit? Die beispielhaften Untersuchungen des Bandes dienen dazu, einen Perspektivwechsel und eine Diskursverschiebung aufzuzeigen, und argumentieren dafßr, Postmigration als kulturwissenschaftliche Analysekategorie zu etablieren.