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Provinz : Expressionismus 16/2022

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Expressionismus ist eine kĂŒnstlerische Bewegung, die oft mit bestimmten Zentren verbunden wird: In seiner Deutung als deutsche Kunstrichtung zeichnet sich Deutschland als Ort des Expressionismus ab, dabei wird er vorzugsweise mit konkreten Orten verknĂŒpft. Hier ist neben der Großstadt (Berlin, MĂŒnchen) auch an die Standorte zu denken, wo einschlĂ€gige Gruppen von KĂŒnstler*innen zusammengekommen sind. Entsprechend konzentriert sich auch die BeschĂ€ftigung mit den Inhalten expressionistischer Kunst hĂ€ufig auf Aspekte, die mit diesen Zentren assoziiert sind und aus gutem Grund einen wichtigen Schwerpunkt expressionistischen Schaffens bilden (z. B. in der Metropolendarstellung).

Expressionismus gibt es aber auch anderswo und in anderer Form – sozusagen in der Provinz. Das interdisziplinĂ€re Forschungsprojekt Peripheral Expressionisms erforscht bereits seit einigen Jahren den Einfluss des Expressionismus in 'peripheren' europĂ€ischen Regionen. Der antibĂŒrgerliche Duktus des expressionistischen Denkens und die damit verbundene Stellung als 'widerstĂ€ndige', neue Kunst hat nicht nur die KĂŒnstler*innen in den GroßstĂ€dten geprĂ€gt, sondern durch Berichterstattung auch lĂ€ndliche Regionen und Kollektive erreicht. Nicht zuletzt haben Herwarth und Nell Walden fĂŒr den Expressionismus im Kontext des Sturm eine aktive Verbreitungspolitik betrieben, die erst in AnsĂ€tzen erforscht ist. DarĂŒber hinaus gibt es aber auch formal Ă€hnliche Entwicklungen zum Expressionismus in den 'Zentren', deren Herkunftsgeschichte wesentlich komplexer ist.

Das Themenheft geht der Frage nach, inwiefern die BeschĂ€ftigung mit expressionistischer Ästhetik und Geisteshaltung und die daraus erfolgende Kunstschöpfung an konkreten, kleineren Orten stattfindet. Die BeitrĂ€ge decken eine recht umfassende regionale Breite ab und beleuchten dabei sowohl literarische als auch bildkĂŒnstlerische und (innen-)architektonische Beispiele expressionistischen Schaffens in der Provinz: Sie werfen einen Blick auf mitteldeutsche KleinstĂ€dte, auf Oldenburg, die LĂŒneburger Heide, die Saarregion und das Elsass sowie auf Czernowitz in der Bukowina und Bulgarien.

Mit BeitrÀgen von Nikolina Burneva, Uwe Czier, Max Diehm, Conny Dietrich, Katharina Groth, Gloria Köpnick und Torsten Mergen.