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Ruf der Inseln

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„Ja, ich habe die Bewohner der Fidschi-Inseln mit tiefen, vollen Stimmen die Lieder ihrer Heimat singen hören, ich habe ihr gemeinsames Leben in den GrashĂŒttendörfern an den KĂŒsten geteilt, ich bin in der AbendkĂŒhle, wenn die rote Sonne mit der tiefblauen See verschmolz, unter Palmen gegangen 
 Ein GefĂŒhl fĂŒr das Schöne drĂ€ngte mich, diesen Erinnerungen Gestalt zu geben. Doch mein Gewissen drĂ€ngte mich, bis ich diese Geschichten und diese Skizzen schrieb.

Und wenn in dieser Nacht ein junges HindumĂ€dchen in einem Hafen der Fidschi-Inseln einem Weißen ihren schlanken Körper anbietet, dann tut sie es, weil die Sehkraft ihres Vaters fĂŒr immer geschwĂ€cht ist, seit die Polizei mit TrĂ€nengas und KnĂŒppeln den ersten Streik der indischen und polynesischen Zuckerarbeiter vor zwei Jahren in Lautoka zu brechen versucht hat; dann tut sie es, weil der Lohn ihrer beiden BrĂŒder, die auf den Zuckerrohrpflanzungen fronen, nicht ausreicht, sie mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen.

Und wenn morgen ein Fidschi in seinem verzweifelten Drang nach Freiheit ĂŒber die Reling des Frachters „Delfino“ springt, dessen Eingeborenenbesatzung einen Bruchteil der Heuer bekommt, die vorher der australischen gezahlt wurde, dann tut er es, weil er sein Los nicht lĂ€nger ertrĂ€gt.“

In diesem Buch voller Stories, voller Shortstories erzĂ€hlt Walter Kaufmann wenn auch hĂ€ufig in exotischem Gewand von Menschenschicksalen, von Menschen, die um ihre Liebe und um ihre Existenz kĂ€mpfen mĂŒssen. Kaufmann erzĂ€hlt abenteuerlich und ernst, bitter und sozial genau.

Da ist zum Beispiel die Geschichte von dem Seemann Keith Forrest, der in Sydney Frau und zwei Kinder hat. Alle auf der „Rosa“ kannten Caroline aus Suva und wussten, dass sie Keith Forrest gehörte: „Sie war nicht wie die anderen Töchter der Fidschi-Inseln, nicht so redselig, ruhiger, zierlicher aber auch nicht so schön. Im Vergleich zu ihnen war sie mager, hatte eine viel dunklere, fast schwarze Haut, und ihr Gesicht war auf Stirn und Wangen von Blatternarben entstellt. Doch ihre Augen, die Augen ihrer Mutter, waren groß und leuchtend wie zwei stille Weiher in einer rauen Landschaft, und ihre Stimme, die Stimme ihres Vaters, war leise und sanft wie das Raunen des Windes in den BlĂ€ttern der Palmen.“ Forrest bittet den Ersten Offizier um Ausgang und geht noch einmal zu ihr, weil er noch etwas zu erledigen hat