Joey hat genug davon, an den immergleichen Bewerbungsschreiben zu sitzen, seine eigenen Fehler zu kaschieren und LĂŒgen aufzutischen, die er nicht einmal selbst glauben möchte. In der aalglatten Person, die ihm aus seinen Bewerbungsschreiben entgegenstrahlt, erkennt er sich nicht wieder und als sein Bruder von einem Auto erfasst wird und um sein Leben kĂ€mpft, hat Joey es endgĂŒltig satt.
Er rechnet ab â mit allem, was auf der Welt schiefzugehen scheint â und schreibt in seinen Briefen unzensiert und ungeniert vom eigenen Leben. Joey erklĂ€rt dem Internet den Krieg, lĂ€sst Greenpeace an seiner peinlichsten Sexgeschichte teilhaben und fordert von Nintendo ein Spiel, das dem Leben entspricht. Und schnell ist klar, dass es lĂ€ngst nicht mehr nur um einen Job geht.
In seinem Briefroman "Ăberqualifiziert" erzĂ€hlt Joey Comeau von physischer NĂ€he und psychischer Distanz, von seiner Kindheit und der Beziehung zum Bruder, von verflossenen Liebschaften und dem Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach Polygamie und der Angst vor Einsamkeit.
Nicht zuletzt aber legt Joey Comeau mit Ăberqualifiziert ein Anschreiben gegen die Hierarchien der Bewerbungswelt und gegen die Verdinglichung des Menschen hin. Das Ergebnis ist eine teils traurige, teils vulgĂ€re, meist amĂŒsante und vor allem durch und durch entrĂŒstend-ehrliche ErzĂ€hlung.