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Wandlungen des Prinzen Genji

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Der Held dieses Romans erzählt die Geschichte einer Lektüre: Vor einiger Zeit durch Zufall in Japan gelandet, wo er seither lebt, hat er sich den etwa tausend Jahre alten Genji-Roman der Hofdame Murasaki vorgenommen. Was er liest, nötigt ihm Fragen auf: Wie ist es möglich, daß aus einer auf das Erotische und Ästhetische versessenen Gesellschaft ein kaltes, erotikfeindliches Land wurde? Wie ist es möglich, daß an die Stelle einer raffinierten, naturnahen Architektur eine Suppe von unzähligen gesichtslosen Zwecksbauten getreten ist? Wie kann es sein, daß aus der Liebe zu Kirschblüten und Mondnächten Plastikklischees geworden sind? Warum werden in diesem Land immer weniger Kinder gezeugt?

Der Erzähler und Leser des Genji-Romans wird sich rasch darüber klar, daß er Antworten nicht in Büchern, sondern nur im Leben finden kann; mithilfe seiner Tochter, deren Wegen und Umwegen er neugierig folgt, sowie einer verschwiegenen Geliebten, deren Handlungsgründe ihm lange rätselhaft bleiben. Mit der Zeit gewinnt er etwas von der verlorenen Zuversicht zurück: Ist die Erotik vielleicht doch nicht ganz aus dieser Gesellschaft verschwunden? Wartet hinter den Wohnblockfassaden ein ästhetisches Land?

Federmairs zeitgenössischer und geschichtsbewusster Japan-Roman setzt die Kadenzen seiner Prosa, die Bilder seiner Erzählungen und die Poetik einer verfeinerten Wahrnehmung der scheinbar entzauberten Welt entgegen, die den Alltag der Gegenwart nicht nur in Japan bestimmt.