Paradeigmata

Levinas formuliert die strukturell einzig mögliche Kritik an Hegel, indem er eine Dimension menschlicher SubjektivitĂ€t freilegt, die von der dialektischen TotalitĂ€t vorausgesetzt werden muss, ohne in sie aufgehoben werden zu können. Anne Clausen rekonstruiert diese Dimension menschlicher SubjektivitĂ€t als Gewissen und konfrontiert sie mit Hegels Gewissenskritik, in der sich die zentrale Figur auch des Hegel'schen Denkens exemplifiziert. Die Doppelstudie leistet damit ein Zweifaches: Zum einen klĂ€rt sie das VerhĂ€ltnis von Hegel und Levinas in seiner logischen Grundstruktur auf. Sie hat aber nicht nur historischen Charakter, sondern beansprucht zum anderen, einen systematischen Beitrag zur VerstĂ€ndigung ĂŒber den Begriff des Gewissens zu leisten. Das Gewissen lĂ€sst sich nicht auf eine rein psychologische Bedeutung reduzieren. Es geht vielmehr in die Konstitution von SubjektivitĂ€t ĂŒberhaupt ein. Jenseits aller Ordnungen kosmologischer, theonomer oder metaphysischer Provenienz steht das Gewissen fĂŒr unsere Bindung an das Gute, die aber nicht als Bindung an bestimmte Inhalte gedacht werden kann, sondern als die Erfahrung eines unbedingten Anspruches des anderen Menschen verstanden werden muss.