Die Organisationsgeschichte des 1920 gegründeten Internats Schule Schloss Salem wurde bereits mehrfach dargestellt. Trotz wegweisender Resümees ist eine umfassende Analyse der Schulgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus jedoch nach wie vor ein Desiderat. Diesen Mangel kann auch das nun vorliegende biographische Lexikon der Schule Schloss Salem im "Dritten Reich" nicht beheben. Dennoch bietet es durch die zusammenfassende Betrachtung von 166 Biographien einen neuen Ansatz: Es zeichnet die Lebenswege von Pädagoginnen und Pädagogen sowie von Schülerinnen und Schülern, die Salem prägten, Nationalsozialisten, die Salem gefährdeten sowie Salemerinnen und Salemern nach, die der Nationalsozialismus zu Opfern machte. Deren Handeln bzw. Erlebnisse von 1933 bis 1945 leisten einen wichtigen Beitrag für das Verständnis für der Schulgeschichte in einer Zeit von Bedrängnis und Bewährung. So fiel bei der Bearbeitung der Biografien auf, dass selbst von so wichtigen Akteuren wie Heinrich Blendinger, Marina Ewald, Erich Meissner, Gustav Mittelstraß oder Walter Schmitt vieles aus deren Lebensgeschichte bislang kaum bekannt bzw. publiziert worden ist. Noch mehr gilt dies für die Akteure, die nicht im Vordergrund standen und insbesondere auch für die in die Emigration Gedrängten. Das Lexikon betritt damit teilweise Neuland. Die Zusammenfassung der Biographien in einem Buch bietet darüber hinaus den schnellen Zugriff auf Lebenswege, die teils nur in internen Schriften der Schule Schloss Salem bzw. der Altsalemer Vereinigung (ASV) veröffentlicht oder im Kurt-Hahn-Archiv zu finden und damit kaum fassbar sind. Als lexikalisches Nachschlagewerk für Herkunft, Karriere und Wirken ist es jedoch kein umfassendes Handbuch. Vielmehr ist es ein Hilfsmittel für die rasche Information ebenso wie für weitergehende Forschungen. Die Schulgeschichte muss auf Basis der Darstellungen dieses Buchs nicht neu geschrieben werden, vielmehr finden sich viele der bisherigen Erkenntnis-se bestätigt. Indem es die Menschen in den Vordergrund rückt, macht es Geschichte jedoch "lebendig" und geht mit den Möglichkeiten eines Lexikons den Fragen nach, wie einzelne Personen die Geschicke der Schule prägten bzw. wie deren Repräsentanten in der NS-Zeit geprägt wurden. Ergänzt wird es um eine ausführliche Chronik der Ereignisse und die Nennung der weiterführenden Literatur.