Die kulturellen und gesellschaftlichen Konflikte in den westlichen Demokratien verschÀrfen sich zusehends. Befeuert wird diese Entwicklung dadurch, dass im Namen einer höheren Moral zentrale Errungenschaften der AufklÀrung in Frage gestellt werden. Das persönliche Erleben gerÀt zum entscheidenden Orientierungspunkt. Gesammelte WissensbestÀnde und historisch gewachsene Erkenntnisse hingegen gelten als Relikte einer unaufgeklÀrten und schuldbeladenen Gesellschaft.
Wer hĂ€tte noch vor einigen Jahren vorhergesehen, dass nur noch identitĂ€tspolitisch ausgewiesene Personengruppen zu bestimmten Themen Stellung beziehen dĂŒrften; dass die Wissenschaftsfreiheit in Frage gestellt, die Bereitschaft zum Widerspruch in besorgniserregendem AusmaĂ sinken wĂŒrde?
Nicht die Verbesserung des Bestehenden, sondern eine radikale Umorientierung wird seitens »woker« Vordenker angestrebt. Biologische und lebensweltliche Tatsachen gelten als bloĂe Zuschreibung, unbeschrĂ€nkte Selbstbestimmung wird zum Gebot der Stunde. Auf welcher Grundlage sich der Mensch, der sich aller natĂŒrlichen BeschrĂ€nkungen enthoben glaubt und aller Konventionen und Traditionen entledigt hat, selbst und bestĂ€ndig neu erschaffen soll, bleibt allerdings im Dunkeln.
Bernd Ahrbeck zeigt die Gefahren auf, die von der Utopie einer grenzenlosen Machbarkeit ausgehen.