Mag sein, dass der "real existierende Sozialismus" tot ist, aber es lohnt, aus seinen TrĂŒmmern das zu bergen, worum es ihm ging: eine bestimmte Form des Miteinander-Seins oder â in der Begrifflichkeit des kanadischen Philosophen Ărik Bordeleau â das "Common". Bordeleaus Essay schafft ein VerstĂ€ndnis fĂŒr ebendieses Common, fĂŒr die transindividuelle und gemeinschaftsstiftende Macht des politisch-kulturellen Projekts des Kommunismus, den er so aus den Klauen eines verkĂŒrzten und interessegeleiteten Geschichtsbildes löst. Bordeleau entwickelt sein Konzept des Common im Dialog mit AnsĂ€tzen der zeitgenössischen politischen Philosophie (darunter Texte von Badiou, Agamben, Deleuze & Guattari, Latour, Stengers, Groys, Bifo, Aspe, Nancy und dem Unsichtbaren Komitee) sowie in einer BeschĂ€ftigung mit Chinas Kulturrevolution, wie sie sich durch die Linse der chinesischen Gegenwartskunst darstellt. Ins Zentrum rĂŒckt fĂŒr Bordeleau dabei die Frage nach der Rolle von Abstraktionen â Ă€sthetischen wie politischen â im Wirken einer revolutionĂ€ren Politik. Denn: Wie lĂ€sst sich widerstĂ€ndiges, verĂ€nderndes Handeln denken, wenn den wirkmĂ€chtigen Finanzabstraktionen, die unsere Gegenwart bestimmen, nichts entgegengesetzt werden kann? Bordeleaus Kartographie des Common mĂŒndet in einer Reihe von VorschlĂ€gen zur Erneuerung radikaler Politik, die fĂŒr transindividuelle, lokal und ökologisch abgestimmte Praktiken plĂ€dieren â einen Kommunismus der Resonanz fĂŒr eine Zukunft, die Mehr-als-Menschliches ins Auge fasst.